Sonntag, 30. Oktober 2016

Bewerbungen

Gibt es eigentlich schlimmere Lügen als eine Bewerbung?
Wir sollen uns selbstsicher und zuversichtlich an die Firma verkaufen. Ich habe diesen Job und diese Firma gewählt, weil es meine Bestimmung war, blah, blah, blah. In Wahrheit hat man einfach Prioritäten und Bedingungen unter denen man lebt und wegen den man keine andere Wahl hat, als sich für die jeweiligen Firmen zu bewerben. Oder man steckt in meiner Haut und weiß nicht mit Sicherheit, was für einen selbst der perfekte Job ist. Kein Wunder bei der heutigen Auswahl an Spezialisierungen und fancy Namen. Das andere Problem ist die Unsicherheit mit sich selbst. Wir verändern uns ständig und wissen auch nicht was der nächste Tag bringt. Wie sollen wir dann unsere Interessen, Hobbys, Fähigkeiten und Talente in einer Bewerbung präsentieren, ohne dabei die gesamte Lebensgeschichte zu erzählen? Es ist unmöglich! Oh und wie soll man eine Bewerbung schreiben ohne vor Arroganz zu zerfließen, die scheinbar überall verlangt wird? 

Am liebsten Würde ich mein Anschreiben folgendermaßen formulieren:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich weiß nicht, ob ich für diesen Job geeignet bin. Woher soll ich das auch wissen, wenn ich ein Leben lang auf einen sicheren Job getrimmt wurde und das kann man von Maskenbild ja nicht gerade behaupten. Doch ich weiß eins, diese Sicherheit hat mich kaputt gemacht. Ich brauche Flexibilität, Kreativität und Menschen um mich herum. Nichts interessiert mich mehr als die menschliche Fantasie und die Fähigkeit, diese anderen Menschen zu zeigen, sei es durch Sprache, Bilder, Theater oder Musik. Ich will ein Teil einer Welt sein, die es anderen ermöglicht ihren Horizont zu erweitern oder sich einfach nur mal Unterhalten zu lassen. Deshalb will ich im Theater arbeiten. Jedoch weiß ich genau, dass die Suche nach dem richtigen Job so ist, wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Und kreativ Arbeiten wollen viele. Wahrscheinlich sind die meisten auch besser als ich oder besitzen vielleicht sogar das Selbstbewusstsein nicht daran zu Zweifeln, dass man zu unbegabt für den Beruf ist. Ich besitze dieses Selbstbewusstsein nicht. Jedoch denke ich, dass trotz meiner Zweifel dieser Beruf es Wert ist sich zu überwinden und ihn zu erlernen, komme was wolle. Wenn Sie denken, ich könnte zu ihnen passen, würde ich mich freuen, wenn wir das in einem persönlichen Gespräch herausfinden könnten. Viele Grüße... 

Aber ich will den Job wirklich haben, also verwende ich altbekannte, gesellschaftlich akzeptierte Formulierungen und stelle mich als die Perfekte Person da, die ich nicht bin. Hoffentlich wissen die Personalleiter wie weh das tut, sich für jemand anderen ausgeben zu müssen.

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